Verwirrung und Individualität in der Hundeerziehung
„Nimm dem Hund jedes Spielzeug nach Beendigung des Spiels weg“, haben sie gesagt.
„Lasse Spielzeug niemals zur freien Verfügung herum liegen.“
„Belohne Deinen Hund für alles Gute mit einem Leckerchen“, haben sie gesagt.
„Er muss immer wissen was er richtig gemacht hat.“
„Sei immer lieb zu Deinem Hund“, haben sie gesagt.
„So lernt er am besten.“
„Lass Deinen Hund zu jedem anderen Hund und Menschen hin“, haben sie gesagt.
„Denn er muss sozialisiert werden.“
„Strafe Deinen Hund niemals“, haben sie gesagt.
„Er bekommt sonst Angst vor Dir.“
Die Schmach der „hündischen Weisheiten“ und die Pauschalisierung der Bedürfnisse von Mensch und Hund.
Die zuvor genannten Beispielsätze beinhalten mindestens einen, der jeden von uns mal erwischt hat.
Vielleicht weil wir einen sogenannten „Fehler“ begangen haben oder weil wir in eine Schublade gerieten.
Warum allzu oft nach Schema F gehandelt oder zu dessen Inhalt geraten wird, ist leider praktischer Alltag, mit teils fatalen Folgen.
Loben an der richtigen Stelle will gelernt sein. Ebenso das richtige Mittel hierzu. Ob körperliche Zuneigung, Verbalität, Spielzeug oder Futter; je nach Charakter und Situation (!) ist eines gelegener als das andere.
Nicht nur der Charakter des Hundes, sondern gleichermaßen der des Menschen macht die Wahl individuell.
Dem einen widerstrebt das Futter, dem anderen die körperliche Zuneigung. Wie immer sind die Gründe verschieden. Genau so wie die einzeln ausgeprägten Veranlagungen und Bedürfnisse des Hundes.
Das Strafen des Hundes steht nun hierzu im Kontrast:
Das Bestrafen einer vom Menschen unerwünschten und vom Hund dennoch ausgeführten Handlung, ist schlichtweg mittlerweile im Ruf schon negativ behaftet.
Doch mit gesundem Menschenverstand und Bewusstsein der tierschutzrelevanten Grenzen, ist selbstredend dem Hund als Strafe weder Schmerz, noch Panik oder die Schädigung seiner Psyche zuzufügen.
Zu oft wird die Korrektur am Hund mit einem überzogenen Bild der Gewalt suggeriert. Als würde beispielsweise die heiße Bratpfanne im Hechtsprung im Gesicht eines Kindes aufkommen.
Doch das Lernstruktur eines Hundes ist ähnlich wie das des Menschen aufgebaut:
Jeder von uns hat das Lernprinzip zwischen „Ja“ und „Nein“ erfahren.
Fair, sich anhand dessen mit dem eigenen Verhalten orientieren zu können.
Dauerhaftes Loben, also ein dauerhaftes „Ja“, ist für einen Hund zumeist genau so irritierend, wie eine dauerhafte Bestrafung Schaden anrichten kann.
Aus dem Erfahrungsschatz der Addition so vieler miterlebten hündischen Interaktionen, geht das Lernkonstrukt deutlich hervor.
Das ehrlichste Feedback gibt uns dieses Tier, dessen Interessen wir zu vertreten glauben, selbst.
Wer Recht hat, welcher Hundehalter den besten Rat und welcher Hundetrainer die beste Methode hat, entscheidet in der Hundeszene mittlerweile jeder für sich selbst.
Die eigenen Interessen zu vertreten, die eigenen Fähigkeiten zu kennen (oder ermitteln zu wollen) und gemeinsam mit dem Hund eine Interaktion aufzubauen, bedarf manchmal einem „Dolmetscher“. Ein Trainer der das „System Hund“ erklärt, kann manchmal wertvoller sein als das Bataillon der Erziehungsstile und – mittel.
Kommunikation ist Interaktionen.
„Hundeerziehung ist mittlerweile leider Gottes genau so eine Meinungsfindung wie die Humanmedizin.“
Fern von der Meinung „… aber man macht das weil…“ betrachtet:
Geht es Deinem Hund und Dir gut in eurem Miteinander, dann bleibt doch einfach mal dabei.
Schlichtweg – „Don’t touch it (/the system).“
0 Kommentare
Hinterlassen Sie einen Kommentar