„Unsere Begegnung berührt mich. Und ich schreibe dies, weil ich das Gefühl habe, mit Dir sprechen zu wollen, könntest Du meine Sprache einnehmen. Gerne würde ich mich erklären. Mich entschuldigen für die Fehler, die ich begangen habe.
Doch was bleibt ist meine Handlung. Die Vergangene, die Derzeitige und die Kommende.
Deine Zähne sind die Waffe, die mich erschüttern kann. Deine Natur macht mich erfürchtig. Dein Wille und Dein Bestreben sind meine Herausforderung.
Du könntest, wenn Du wolltest. Willst Du etwas tun, was zum Schaden führt, muss ich Dir Einhalt gebieten. Willst Du etwas tun, was Zuneigung bewirkt, so bewegst Du mich ebenso.
Wie soll ich Dich lieben und nah an meiner Seite führen und Dich doch nicht menschlich behandeln?
Ich weiß, dass ich Dich lieben darf. Doch ich weiß genau so, dass wir letztendlich doch aus unterschiedlichen Welten stammen.
Wenn ich Dich beobachte, mit Deinesgleichen, überkommt mich eine Demut. Ich, als Mensch, verlange von Dir unausgesprochen ein Leben, welches Deinem natürlichen Sein nicht allzu oft gleicht.
Und doch leben wir gemeinsam, Seite an Seite.
Wir leben unsere Gemeinschaft.
Es tut mir Leid für all die Momente, in denen ich nicht verstand, was Du mir sagen wolltest. In denen ich Dir nicht ausreichend Schutz zuteil kommen ließ, in denen ich überfordert und Du allein warst.
Ich danke Dir, einfach dafür, dass Du scheinbar bedingungslos da bist. Dass Du mich so oft zum Lachen bringst.
Dass Du an meiner Seite bist, egal wie schief ich manchmal stehen kann.
Ich danke Dir dafür, wie sehr ich schon durch Dich wachsen durfte und es weiterhin tun werde.
Ich danke Dir für das Aufzeigen meiner Schwächen. Ich danke Dir für das Aufzeigen meiner Stärken.
Vielen Dank für Deine Zeit bei mir!“
Sind wir ehrlich, jeder von uns hat mindestens mal einen dieser Sätze angedacht.
Oder eines dieser Gefühle entstehen lassen, schauen wir uns unseren Hund an.
Und warum denn auch nicht?!
Unser Tier offenkundig zu lieben, ist doch eben mittlerweile großer Bestandteil der aktuellen Hundehaltung.
Die wenigsten Halter besitzen ihre Hunde hier, in unseren Gefielden, hauptsächlich aus Arbeitszwecken.
Und kennen wir diese; wir finden sie in der Regel weder in einer Hundeschule, noch bei einem gezielten Einzeltraining über hündische Erziehung wieder.
Schon ergibt sich eine offensichtliche Parallele:
Hunde, die ausschließlich oder hauptsächlich zu Arbeitszwecken dienen, haben somit ein Aufgabe inne. Bedeutet, dass ihr Themengebiet und der Leistungsbogen klar aufgestellt, strukturiert und ausgefüllt ist.
Das Leben des Hundes scheint mit Sinn erfüllt und Auffälligkeiten für unsere menschliche Gesellschaft, scheinen schon gar nicht erst ein Top-Thema zu sein.
Umkehrschluss:
Warum werden Hunde, die durch sehr viel Liebe, Nestwärme und stetigem Alltag aufgezogen werden, letztendlich immer mal wieder auffällig?
Warum ziehen uns genau jene quer durch Straßen, tosen, wenn sie Artgenossen erspähen und drehen uns Zuhause das Mobiliar auf links?
Warum genau diese Hunde, die es doch so gut im Leben haben?
Ist Hundeerziehung ein Luxusproblem?
Meine deutliche Ansicht:
„Jain“ ;-)
Warum?
Unsere Hunde müssen nicht um ihr eigenes Überleben kämpfen. Sie müssen nicht hungern. Sie genießen, Tag ein, Tag aus, Zuneigung. Müssen selbst keine Sorgen um Elementares gestalten.
Zusammen gefasst: sie haben alles und es fehlt ihnen an nichts.
Doch wenn man mal fragt, welche Aufgabe ein Hund Zuhause bekommt, ist eine der gängigen Antworten beispielsweise:
„Er spielt jeden Tag Ball. Wir gehen immer spazieren…“
Doch genau dies ist eher eine Beschäftigung, als eine Aufgabe.
Was also tut unser Hund dann den ganzen Tag so ansich?
Die meisten Hunde machen sich ihre Beobachtungens-, Auffassungs- und Kombinationsgabe zu nutzen.
Und wer ist folglich das Objekt der Begierde?
Wer ist sozusagen der Zündstoff für jeden aufgabesuchenden Hund?!
Und wären sie jetzt noch unserer Sprache vollends mächtig, wir würden sie wahrscheinlich allzu oft mal mit dem Sofakissen um die Garnitur jagen wollen.
Nicht, weil unsere Hunde Schandtaten begehen, sondern weil sie gnadenlos ehrlich sind.
Sie spiegeln uns ohne Hemmung und sind die perfekten „Lückenfinder“ in unserem so mühsam aufgebauten System. Das System dem Hund Herr zu werden, Schwächen zu vertuschen, souverän zu wirken oder die Erhaltung unserer Führungskompetenz.
Naja… Also loben sollte man, dass wir es versuchen, immerhin.
Doch unsere Hund sind uns eindeutig überlegen. Sie kennen uns zu meist wesentlich besser, als wir sie.
Wobei sie schon Minuten vor uns selbst wissen, dass wir gleich einen Stimmungskracher los werden, wissen wir nicht mal, wie komplex ein Hund tatsächlich denken kann.
Mal ganz abgesehen von seiner Körpersprache, die uns gleichermaßen noch lange nicht blind vertraut ist.
So erübrigt sich eine ganz kurze Frage mit einer direkten Antwort:
Warum schlagen die Hunde manchmal etwas fehl, die doch alles haben?
– Genau deswegen.
Und es geht gerade nicht darum aufzuzählen, was Hunde alles benötigen, um ein ausgefülltes und klar beständiges Leben zu erfahren, sondern viel mehr wieder um das Bewusstsein des Hundehalters. Das Bewusstsein nicht nur alles zu erfahren, was dem eigenen Hund dienlich ist, sondern vorausgesetzt, bei aller menschlichen und gerne auch angebrachten Liebe, das Tier Hund nicht zu vergessen.
Oder es letztendlich tatsächlich nicht zu missachten.
Philosophisch ist weder die Hundeerziehung selbst, noch der tatsächliche Umgang mit dem Hund.
Doch unsere Gedanken über uns selbst, können gerne einmal diese Form annehmen.
Denn desto tiefer wir blicken, desto ehrlicher sind wir im Endeffekt, zu uns selbst.
Der Hund wird es wohl danken und wenn er es könnte, auch im menschlichen Sinne.
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