Was bedeutet Tierliebe eigentlich?
Als mein Rüde Vater wurde, war für mich klar, dass ich einen Welpen von ihm behalten möchte. Genau so klar war für mich jedoch auch, dass ich alle Weiteren vermitteln werde.
Doch mal wieder kam es anders als gedacht. Zwei von acht fanden relativ schnell ein neues Zuhause. Zwei weitere leben mittlerweile auch woanders. Und abzüglich meiner ausgesuchten Hündin, blieben drei Welpen weiterhin bei mir.
So vergingen insgesamt über 3,5 Jahre.
Es gab immer wieder Interessenten für die Drei und eine weitere konnte ich gehen lassen. Zu meinem eigenen Glück ergab es sich, dass diese Hündin nun in direktester Nähe zu uns ist, nämlich genau eine Etage über uns.
Also blieben nur noch zwei zur Vermittlung übrig.
Im Laufe der Jahre und der wieder abgewimmelten Interessenten, stellte ich mir oft die Frage, ob ich es denn irgendwann noch schaffen würde, die passenden Menschen für meine Chaos-Mädchen zu finden.
Für mich war immer ein Punkt ausschlaggebend: Wenn ich sie her gebe, dann nur, wenn ich ein weinendes und ein lachendes Auge habe.
Und nun, vor kurzer Zeit, Weichnachten 2016, kam der Moment, vor dem es letztendlich dann doch jeder Hundemama graut, beide Hündinnen sind in einem Abstand von nur vier Tagen vermittelt worden. Beide haben für sie sehr passende Menschen gefunden. Unser Weihnachtsfest war also eher feuchtfröhlich, zwischen Tränen und Wein.
Es ist brutal, sie los zu lassen. Von der Entstehung der Welpen angefangen. Die Mutterhündin nahm ich damals immer öfter zu mir um ihr allen Stress nehmen zu wollen, um keine unangeheme pränatale Prägung aufkommen zu lassen.
Die Geburt der acht Würmchen hatte es ebenso in sich. Die Geburt dauerte Stunden, die Mutter war mehr als erschöpft und eine Kleine wurde wiederbelebt.
Nach drei Wochen konnte die Mutter nicht mehr säugen, da sie vollkommen erschöpft und auch wund war. Also hieß es über Wochen, sie im 2-3 Std Takt zu füttern. Als sie flügge wurden und zuerst das Wohnzimmer, dann die Terrasse, den vorne liegenden Garten und das Grundstück erkundeten, bedeutete das die pure Lauferei. So Welpen zeigen einem ja dann auch noch zusätzlich jegliche Schwachstelle. Nicht nur die Lücken im Zaun, sodass sie den umliegenden Wald zusätzlich bespaßten, sondern auch natürlich die Schwachstellen im eignen Nervenkostüm.
Da wir zu dieser Zeit Sommer hatten, war ich mit allen Acht auf der großen Wiese. Bei strahlendem Sonnenschein. Auf einmal kreisten zwei Schatten über uns. Die Greifvögel hatten meine Wonneproppen erspäht. Zwischen acht wuselnden, rennenden, sich nicht einfangen wollenden Welpen, die ich dann irgendwann auf einem Haufen hatte (mehr unter und über einander, als nebeneinander), warf ich zwei mal dem einen, im Sturzflug ankommenden, Greifer etwas entgegen.
Wir hatten Glück, jeder bleib verschont und die Vögel drehten ab.
Dies ist nur eine von unzähligen Erinnerungen, die mein Herz wieder vollkommen aufgehen lassen.
Ebenso wie das Gruppenkuscheln mit ihnen, als sie ausgewachsen waren. Wir legten uns in ihre Hundeplätze und ließen uns begraben von der Meute schwarzer Hunde. Nicht nur die Hunde fielen in den Schlaf. Und Fotos davon existieren leider nicht, da der Haufen des Gruppenkuschelns schlichtweg einfach zu groß war um ihn vor die Linse zu bekommen.
Meine Mädchen habe ich von Anfang an begleitet. Habe sie groß gezogen. Und schlichtweg jegliche Situation gemeinsam mit ihnen durchgestanden. Ihre parallele Ausbildung hat einen Stamm an eigener Kapazität verlangt und jetzt da wir am Abschluss angelangt sind: es wurde alles mit tiefer Liebe belohnt.
Es ist ein unsagbares Gefühl, einen Pulk von einem fast intakten Rudel (nur das Muttertier fehlt) aufzuziehen, jeden einzelnen groß werden zu lassen und genau so jeden einzelnen in den Eigenheiten zu fördern oder zu regeln.
Letztendlich sind wir eine Einheit geworden, unsere eigene Familie, auf unsere Art!
Nun, es kam und kommt unweigerlich die Frage auf; „Wie kannst Du Dich denn überhaupt jetzt noch von ihnen trennen, nach diesen Jahren nun?“
Meinen Hunden geht es bei mir gut und genau dafür habe ich alles getan um dafür sorgen zu können! Und doch gibt es eine Lebensart, bei der es ihnen noch besser gehen kann. Und das ist die Lebensweise, nicht mehr einer von vielen zu sein!
Hätte ich einen Zweifel daran, dass ihnen nun etwas drastisch fehlen würde, hätte ich sie weiterhin bei mir gelassen und wer weiß wie viele Jahre noch vergangen wären.
Doch nun geht es ihnen noch besser. Sie leben ein Leben, dass nun ganz ihres bedeutet! Sie können sich entfalten, ohne Konkurrenz. Sie können frei sein, auf eine andere Art!
Lieben bedeutet loslassen oder wie hieß das so schön?! ;-)
Warum schreibe ich nun einen so persönlichen Text, der mit Hundeerziehung ansich so gar nichts inne hat?
Weil Hundehaltung eine Sache der Einstellung ist! Weil nichts, aber auch gar nichts, ohne unsere eigene Emotionalität vor sich geht! Es ist einzig und allein unsere innere Einstellung, die die Weichen über das Leben unserer Hunde bestimmt!
Habe ich einen Hund, der hoch ängstlich ist, muss ich mit ihm einfach mal mehr Zeit verbringen. In Situationen, die für andere nichtig erscheinen. Habe ich einen Hund, der sogar mir gegenüber das Gebiss öffnet, so liegt es größtenteils an mir, ob ich dies wieder in seine Bahnen lenken kann oder ob dies vielleicht eben doch nicht in meinen Möglichkeiten liegt.
Habe ich einen Hund, so habe ich einen Spiegel!
Ich darf mich kugeln vor lachen, ich darf weinen und verzweifeln. Darf mich freuen und ja, natürlich auch einfach mal wütend sein!
Doch eines darf nie vergessen werden: zwei Blickwinkel zu betrachten und im Zweifelsfall auch zu durchleuchten:
In diesem Leben gibt es zwei – meinen Hund und mich.
Wir leben gemeinsam und auch wenn wir gemeinsam sind, gibt es jeden auch ganz für sich!
Manchmal bedeutet Tierliebe eben doch die Betrachtung des Tieres, ganz ohne die eigene Emotionalität.
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